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„Natürlich werden Frauen anders wahrgenommen als Männer.“

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Lisbeth Kern

Bürgermeisterin der Marktgemeinde Petzenkirchen

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Lisbeth Kern ist die Bürgermeisterin der Marktgemeinde Petzenkirchen. Die heute längsttätige Ortschefin Österreichs erzählt uns über ihre Erfahrungen und den größten Erfolg im Amt.

Sie sind seit 1996 im Amt und damit Österreichs langjährigste Bürgermeisterin. Was hat Sie damals zur Ausübung dieses Amtes bewogen?

Gemeindepolitik war bei uns in der Familie immer ein Thema, weil mein Vater 25 Jahre lang Bürgermeister von Petzenkirchen war. Schon als junges Mädchen haben mich seine Tätigkeit und sein Aufgabenbereich sehr interessiert und es war für mich bald klar, dass ich ebenfalls einen Beitrag zur Gestaltung und Weiterentwicklung unserer Gemeinde leisten möchte. Im Jahr 1981 wurde ich in den Gemeinderat der Marktgemeinde Petzenkirchen berufen und habe in der Folge alle Funktionen (geschäftsführende Gemeinderätin und Vizebürgermeisterin) innegehabt. Als dann im Jahr 1996 der damaligen Bürgermeister aus beruflichen Gründen sein Amt zur Verfügung stellte, war ich eigentlich die logische Nachfolgerin. Ich wurde gefragt und nahm die Herausforderung gerne an, denn mittlerweile hatte ich schon Erfahrungen in der Gemeindepolitik sammeln können.

Eine Ortschefin war damals sicher eine Seltenheit. Gibt es heute mehr Frauen in der Kommunalpolitik?

Damals war eine Bürgermeisterin eher die Ausnahme. Im Bezirk Melk, der 40 Gemeinden zählt, war ich die erste Bürgermeisterin und es dauerte viele Jahre, bis ich „weibliche Unterstützung“ bekam. Zu Beginn meiner Tätigkeit hatte ich natürlich auch mit Vorurteilen zu kämpfen, denn man traute einer Frau nicht die gleichen Fähigkeiten zu wie einem Mann. Ich bin jedoch eine optimistische Person, mit einer guten Portion an Ehrgeiz ausgestattet und es ist mir relativ rasch gelungen, die „Zweifler“ auf meine Seite zu bringen. 

Heute gibt es Gott sei Dank schon viele Bürgermeisterinnen. Natürlich werden Frauen anders wahrgenommen als Männer. Unser gesamtes Auftreten wird anders bewertet. Doch das muss nicht zwangsläufig negativ besetzt sein. Ich verbinde damit durchaus positive Erfahrungen. 

Ich denke, es kommt nicht darauf an, wer, sondern wie jemand diese Funktion ausübt. 

Natürlich werden Frauen anders wahrgenommen als Männer.

Welche Voraussetzungen sollte man für diesen Beruf mitbringen?

Die wichtigste Voraussetzung für das Amt einer Bürgermeisterin/eines Bürgermeisters ist meiner Meinung nach die Liebe zu den Menschen und der Wille zur Gestaltung der Heimatgemeinde. Natürlich muss man in der heutigen Zeit auch Qualitäten einer Managerin haben, denn der Aufgabenbereich einer Gemeinde wird immer anspruchsvoller. 

Was ist Ihr Antrieb in all den Jahren? 

Ich mag den persönlichen Kontakt mit den Menschen und freue mich, wenn ich helfen kann. Außerdem macht es mir nach wie vor Freude, meine Heimatgemeinde aktiv mitgestalten zu können. Ich habe auch ein tolles Team, mit dem die Arbeit für unsere Gemeinde Spaß macht. 

Was war (und ist) Ihr größter Erfolg im Amt?

Wenn ich die letzten 24 Jahre zurückblicke, dann gibt es zahlreiche Erfolge und auch einiges, was nicht optimal gelaufen ist. Ich möchte nicht bewerten, welcher der größte Erfolg war und ist. Wichtige Meilensteine in der Entwicklung unserer Gemeinde waren sicherlich die Modernisierung und Vergrößerung unserer Bildungseinrichtungen, der Neubau eines Gemeindezentrums und die Schaffung von zahlreichen Baugründen sowie der Bau von Wohnungen für Jung und Alt.

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