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Digitalisierung

Das Glück liegt auf der Straße

Foto: Matthias Schröder via unsplash

Wer in italienischen Urlaubsorten abends durch die Einkaufsstraßen schlendert, fragt sich mitunter, warum hier der Einzelhandel so gut funktioniert. Es liegt nicht nur an Sommer und Sonne – die Einkaufsstraßen gehören den Menschen. Blumentöpfe, Schranken oder Videoüberwachung hindern die Autos daran, zu bestimmten Tageszeiten in die die „Zona traffico limitato“ (verkehrsberuhigte Zone) zu fahren.

Thomas Weninger

Generalsekretär des Österreichischen Städtebundes
www.staedtebund.gv.at

In Bozen etwa hat 2014 ein automatisches, DSGVO-konformes Kontrollsystem das alte Parkpickerlsystem abgelöst und den Verkehr in der Innenstadt um 95 % reduziert. Nicht nur bei Verkehrssicherheit und Lebensqualität ist die Bilanz positiv: Auch die Kaufmannschaft profitiert maßgeblich von der Verkehrsberuhigung, weitere außenliegende Geschäfte fordern bereits eine Erweiterung der Zone.

Auch die österreichischen Städte haben einen Vorschlag für eine Rechtsgrundlage nach italienischem Vorbild erarbeitet. Unter dem Schlagwort „automatisiertes Zonen-Zufahrtsmanagement“ verbirgt sich eine Regelung in der Straßenverkehrsordnung, die es den Städten erlaubt, die Hoheit über ihre Straßen zurückzugewinnen, indem Personen, die unberechtigt in verkehrsberuhigte Bereiche einfahren, automatisiert erfasst und bestraft werden können.

Wenn der Bund den Städten das „automatisierte Zonen-Zufahrtsmanagement“ gestattet, haben sie die Möglichkeit, mit wenig Aufwand Ein- und Ausfahrten zu kontrollieren. Die Verkehrsberuhigung der Innenstädte von Wien, Graz, Salzburg, Krems, St. Pölten, Villach oder Feldkirch wäre mit einem Schlag möglich – diese Städte wären sofort für entsprechende Pilotversuche zu haben.

In der Corona-Zeit ist uns der Wert der öffentlichen Räume eindrücklich vor Augen geführt worden. Das Gros des öffentlichen Eigentums liegt im wahrsten Sinne des Wortes auf der Straße. Geben wir dieses öffentliche Eigentum den Bewohner(inne)n zurück, indem wir es zu bestimmten Zeiten, mit klar definierten Rahmenbedingungen, zum zu Fuß Gehen, Spielen und Radfahren freigeben!

Vielleicht denkt ja das eine oder andere Regierungsmitglied beim nächsten Espresso in einer verkehrsberuhigten Zone in Florenz, Rom oder Mailand daran – den Innenstädten, unseren Stadt- und Ortskernen und schlussendlich auch dem COVID-geplagten Einzelhandel würde es guttun.

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