Daniela Riegler (Nortal GmbH) und Reinhard Haider (Marktgemeinde Kremsmünster) berichten im Gespräch über das Pilotprojekt Digital Terminal und neue Wege in der Verwaltung – und erklären, warum echte Digitalisierung über Online-Formulare hinausgeht.

Mag. (FH) Daniela Riegler
© Nortal
Geschäftsführerin der Nortal GmbH in Wien, Fachexpertin für Digitale Transformation im öffentlichen Sektor.

Reinhard Haider
© Haider
Amtsleiter Marktgemeinde Kremsmünster, E-Government-Beauftragter des OÖ. Gemeindebundes, Lektor für E-Government FH OÖ, FH Wien, Donau Uni Krems.
Frau Riegler, was ist ein Digital Terminal – und wozu wurde das Pilotprojekt gestartet?

© Daniela Riegler
Das Digital Terminal ist ein physisches Gerät mit Bildschirm, das Bürger:innen rund um die Uhr Zugang zu zentralen Verwaltungsleistungen bietet – ähnlich wie ein Bankomat, aber für Behördenwege. Es wurde im Rahmen der Digitalisierungsoffensive der österreichischen Verwaltung initiiert und orientiert sich am Digital Austria Act. Ziel ist es, Verwaltungsprozesse effizienter zu gestalten, die Nutzung der ID Austria zu fördern und einen benutzer:innenfreundlichen, barrierefreien Zugang zu digitalen Services zu schaffen – insbesondere für Menschen mit geringer digitaler Erfahrung.
Herr Haider, warum hat sich Kremsmünster entschieden, als Pilotgemeinde bei diesem Projekt mitzumachen?
Digitalisierung ist für uns ein konkreter Beitrag zur Lebensqualität. Wir wollen ein modernes Serviceangebot bieten – flexibel, schnell und ohne Abhängigkeit von Öffnungszeiten. Gleichzeitig erlaubt uns das Terminal, Ressourcen im Gemeindeamt effizienter einzusetzen. Komplexere Anliegen können besser betreut werden, weil Standardprozesse automatisiert laufen.
Frau Riegler, welche konkreten Möglichkeiten bietet das Digital Terminal aktuell?
Die Nutzer:innen können über das Terminal unter anderem ihre ID-Austria-Zertifikate verlängern, Hunde anmelden, Staatsbürgerschaftsnachweise beantragen oder direkt Termine mit dem Bürgermeister buchen. Die Anwendung ist intuitiv, datensicher und papierlos – und steht in Kremsmünster in einer Bankfiliale direkt neben dem Bankomaten. Damit ist das Terminal auch außerhalb der Amtszeiten zugänglich und entlastet zugleich das Verwaltungspersonal.
Und wohin geht die Reise? Welche weiteren Anwendungsfelder sehen Sie?
Das Terminal lässt sich künftig stark erweitern – etwa um Funktionen wie Terminbuchungen für Ärzt:innen im Bezirk oder Ticketdruck für lokale Veranstaltungen. Auch eine stärkere Verzahnung mit Banken ist denkbar. Das Gerät verfügt über Dokumentenscanner und Kamera, was zusätzliche Nutzungsmöglichkeiten eröffnet. Wichtig ist uns: Die Lösung bleibt modular und wächst mit den Bedürfnissen der Bürger:innen.
Herr Haider, was raten Sie anderen Gemeinden, die ebenfalls in Sachen Digitalisierung voranschreiten wollen?
Entscheidend ist, die Menschen mitzunehmen. Digitalisierung darf niemanden ausschließen – sie muss den Alltag erleichtern, nicht komplizierter machen. Das Terminal zeigt, wie das gelingen kann: niederschwellig, sicher, alltagsnah. Und ja, wir sind seit über 20 Jahren im E-Government und entwickeln permanent neue digitale Lösungen für Kommunen, z. B. Web- und App-Plattformen, News-Plattform, E-Amtstafel etc. Wenn andere Gemeinden dieses System übernehmen wollen, profitieren sie von unseren Erfahrungen. Die Software ist modular, die Hardware robust, der Nutzen groß. Kremsmünster war der Testballon – mit sehr positiven Rückmeldungen.
Was braucht es aus Ihrer Sicht, damit solche Innovationen wirklich nachhaltig wirken?
Es braucht Mut, Offenheit und verlässliche Partner; natürlich braucht es hier den richtigen, der nicht nur Technik liefert, sondern die vorhandenen Bedürfnisse versteht und Lösungen mitdenkt. Und wir brauchen politischen Willen – auf kommunaler wie auf Bundesebene –, um solche Projekte dauerhaft zu verankern. Das Digital Terminal zeigt: Digitalisierung kann konkret sein, greifbar und nah an den Bürger:innen. So wird sie auch zur echten Unterstützung für die Menschen.
Zwischen Redaktionsschluss und Drucklegung ist der Bürgermeister der Gemeinde, Gerhard Obernberger, überraschend verstorben. Unsere Anteilnahme gilt den Hinterbliebenen.
Digital Terminal: Registrieren Sie sich jetzt für das Webinar!
Nehmen Sie am Webinar (23. Juli, 13:00 bis 14:00 Uhr, oder 24. Juli, 11:00 bis 12:00 Uhr) teil und erfahren Sie mehr über das Digital Terminal. Ein gemeinsamer Austausch zum innovativen digitalen Zugang zu Verwaltungsleistungen mit Reinhard Haider, Matthias Lichtenthaler und Daniela Riegler