Home » News » Wirtschaft im Wandel
Nachhaltigkeit

Wirtschaft im Wandel

Credits: shutterstock

Ein Blick auf die Agenda 2030 im Kontext von Wirtschaft und Unternehmertum

Dr. Ramona Maria Kordesch

Direktorin für Internationale Kooperationen & Entwicklung Österreichischer Rat für Nachhaltige Entwicklung

Dr. Markus Bürger

Generalsekretär Österreichischer Rat für Nachhaltige Entwicklung

Vor dem Hintergrund der Krisen unserer Zeit ist eine kreative Gesellschaft gefordert, um tragfähige Lösungen zur Überwindung globaler Problemlagen zu fi nden. Der Weltzukunftsvertrag der Vereinten Nationen, die Agenda 2030,
umfasst 17 Ziele, die es bis 2030 zu erreichen gilt – vom Kampf gegen Hunger und Klimawandel bis hin zur Entwicklung smarter Städte und nachhaltiger Industrialisierung. Dabei setzt die Agenda 2030 auf Kooperation, also auf das kluge Zusammenwirken von politischen, marktförmigen und gesellschaftlichen Akteur:innen, und den Ausgleich ihrer Interessen. Die Frage nach der Integrität der Wirtschaft im Kontext der Produktion von Gemeinwohl gewinnt damit an Relevanz für die Organisation und das Management von Unternehmen. Dies passiert aber nicht im Sinne eines philanthropischen Engagements, sondern im Rahmen eines konkreten Wertbeitrags der Geschäftsmodelle zur nachhaltigen gesellschaftlichen Entwicklung. Die Agenda 2030 fasst diese Gedanken unter dem Begriff Shared Value Creation zu einer neuen Managementlogik zusammen, die auf umfassenden Kooperationsbeziehungen mit der Zivilgesellschaft beruht.

Tatsächlich ist der Einfluss von kollektiven Wertehaltungen und zivilgesellschaftlichen Interessen auf das Marktgeschehen enorm und für die Entstehung von neuen Märkten voraussetzungsreich. An einem Beispiel illustriert gerät das gesellschaftliche Bedürfnis nach sauberer Luft zu einem Umbauprinzip der gesamten Automobilwirtschaft und eröff net neue Perspektiven auf die Frage nach der Zukunft der Mobilität an und für sich. Corporate Social Responsibility, also Übernahme und Ausweis sozialer Verantwortung, ist demnach nicht mehr als freiwillige Selbstverpflichtung aufzufassen, sondern als Wertschöpfungsfaktor innerhalb der Unternehmensrechnung zu begreifen.

Im Ergebnis entstehen hybride Akteure und Akteurinnen, die versuchen, mit unternehmerischen Lösungen auf soziale Probleme zu reagieren. Die europäische Start-up-Szene im Bereich des sozialen Unternehmer:innentums (social entrepreneurship) ist ein eindrückliches Beispiel dieser Entwicklung. Evidenz liefern aber auch neu eingesetzte Formen der marktpolitischen Regulierung, wie etwa das jüngst in Kraft getretene Lieferkettengesetz, auf dessen europäische Ausführung es in Zusammenhang mit den globalen Entwicklungszielen ankommen wird. Die Tatsache, dass die Agenda 2030 strategische Kooperationen zwischen Staat, Markt und Zivilgesellschaft als selbständiges 17. Entwicklungsziel auff asst und ausweist, macht zuversichtlich, dass ein strategisches Umdenken auf der Bühne der Weltwirtschaft eingesetzt hat.

Next article